Samstag, 8. Juni 2013

Tag 56. Freitag. 24.5. Bergsteigen von Imlil bis zur Toubkal Hütte

Um acht wollten wir aufbrechen. Es wird halb zehn bis wir loskommen. Und ich bin schuld. Da hätte ich mir mal besser doch einen Wecker gestellt. Die anderen wecken mich zwar, aber um mein Zeug zu packen brauche ich viel länger als erwartet. Allein dieses moderne Trekkingtrinkgefäß mit Wasser zu füllen brauche ich eine Ewigleit.Immerhin wurde uns am Vortag ja gesagt es wäre kein Problem etwas später aufzubrechen. Erst geht’s durchs Dorf, dann auf einem Pfad weiter. Ich habe meine Trekkingsandalen an und meine Bergschuhe am Rucksack befestigt. Kurt liest Karte. Besser gesagt, er hat Tatjanas Karte in seinem Rucksack gut verstaut, vergisst aber in den entscheidenden Momenten sie rauszuholen. So kommen wir bereits zu Beginn mehrfach vom noch sehr einfachen Weg am. Wie wir später bei Blick auf die Karte sehen geht der Weg rechts vom Bach mit Blick auf ein malerisches Dorf. Wir stattdessen laufen links davon, steigen über Felsen, durch Geröll und ein Flussbett. Meine Nase läuft ununterbrochen. Heuschnupfen und Ansprengung sind eine schlechte Kombination um die Sonnencreme nicht dauern wieder beim Schneuzen von der Nase zu wischen. Die Landschaft ist trocken und kahl in gelb und orangetönen und irgendwie doch grün. Es gibt viele Mulis. Die noch mehr Gepäck, von Touristen und Bergsteigern nach oben schaffen. Unglaublich wieviel Zeug manche Leute in den Bergen zu meinen brauchen. Es gibt viele Bergsteiger, die meist mit einem lokalen Guide untwegs sind. Oft auch noch ein Muli mit Gepäck dazu. Den ganzen Hang entlang ziehen sich immer wieder Souvenirshops und Restaurants mit leckerem Essen und frischgepresstem Orangensaft. Tatjanas Tempo ist eher gemütlich. So kommen wir nicht allzu schnell voran und es bleibt viel Zeit für Pausen und um die Landschaft zu geniessen. Mein Wassersack erweist sich als wunderbar.. Laufend bin ich am trinken und nie muss ich stehenbleiben um meine Flasche ein oder aus zu packen. Mit der Zeit werden die Pausen immer mehr. Tatjana ist ziemlich erschöpft, will sich mit ihrem Rucksack aber nicht helfen lassen. Wir sind schon lange unterwegs, da entscheidet sie sich nach etwas hin und her umzudrehen und wieder runterzulaufen. Sie kann nicht mehr. Leider kann ich sie nicht überzeugen nach einer Pause ihren Rucksack an Kurt anzugeben und weiter zugehen. Ich will sie aber ja auch nicht in was hineinreden, das sie eigentlich nicht will. Ich fühle mich nicht gut dabei sie alleine zurückgehen zu lassen, möchte aber auch nicht umdrehen, da klar ist egal wie weit die Hütte ist, sie ist näher als das Dorf in dem wir losgelaufen sind. Später stelle ich fest, dass wir eigentlich schon relativ kurz vor der Hütte waren als sie umdreht. Schade. Kurt und ich gehen weiter. Jetzt wo wir zu zweit in einem ähnlichen Tempo laufen ist er wieder gesprächiger. Als er mich kurz vor der Hütte, als ich etwas schneller laufe, weil mir aufgrund von Höhe und Wind ein bisschen kalt ist, darauf hinweist ich solle meine Energie einteilen, weil man auf dieser Höhe von 3200 Metern im Schlaf keine Energie regenerieren könne, kann ich mir nur noch ein „Danke für den Hinweis“ entgegnen und laufe weiter. An der Hütte angekommen gilt seine erste Priorität der Organisation von Bett und nichts und ich suche mir erst mal eine Toilette, trockene Klamotten und dann setze ich mich eingemummelt vor die Hütte, stricke und geniesse die Gesellschaft eines marokkanischen Guides. Mohammed Ali. Er meint er war schon ungefähr 500 mal auf dem Toubkal. Es gibt viele Zelte rund um die Hütte und so frage ich ihn, ob die Guides darin schlafen. Er erzählt mir, dass dieTouristen in den Matratzenlagern und den Zelten schlafen. Die Guides schlafen im Sommer im Schlafsack draussen vor der Tür und auf dem Dach. Im Winter, wenn Schnee liegt würden sie auf der Bank vor der Hütte schlafen. Da kommt auch schon Kurt zurück unterbricht unser Gespräch und ergreift Besitz von mir. Es gibt viele Bergsteiger. Gruppen von Spanier und Franzosen. Auch ein paar Deutsche. Und es wird gross aufgekocht. Nach und nach ruft jeder Guide seine Gruppe zum essen. Ich glaube wir sind die einzigen, die nur ihre mitgebrachte Brotzeit essen. Ich stricke fleissig an meinem Socken, während ich mir Kurts komplette Scheidungsgeschichte anhöre. Er weicht keinen Zentimeter von meiner Seite. Später macht eine marokkanische Schulklasse Musik und eines der Mädls fängt an mit Bauchtanz. So unterhalten die Kids, die selbst Gäste sind den ganzen Aufenthaltsraum. Man rutscht enger zusammen und wir landen neben einer Deutschen Familie. Und ab jetzt dürfen die Kurt lauschen. Über Nordcapreisen, die Nachteile eines Mercedes G, seine Afrikareisen. Selbst dazu wie es ist als Frau im Iran zu reisen, hat er seine Meinung. Ich stricke, das macht den Abend erträglich. Aber leider gelingt es mir nicht mich von Kurt zu lösen und irgendwelche interessanten Begenungen zu haben. Jemand hält ihn sogar für meinen Vater. Und der traurige Höhepunkt des Abends liegt für mich darin als er fragt, und wann gehen wir ins Bett, und ich ihm nur antworten kann, ich glaube ins Bett gehen wir noch ziemlich unabhängig voneinander. Oh mein Gott.

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