Es ist schon nach 12 Uhr
als ich im Auto aufwache. Die letzten Nächte waren kurz. War für
meinen Körper wohl an der Zeit mal wieder Schlaf nachzuholen.
Marrakesh Express und eine saubere Dusche. Dann setze ich mich ins
Restaurant des Campingplatzes, vielleicht ist das Wifi heute ja
stabiler. So viele Eindrücke der letzten Tage, die festzuhalten
sind. Die Besitzer scheinen immer noch zu streiten. Dafür fliesst
ordentlich Wein. Ich bin der einzige Gast. Zu Essen gibt es nichts
und auch das Wifi funktioniert nicht. Dennoch bleibe ich lange
sitzen, ordne und sichere meine Fotos. Als ich zahlen will erfahre
ich von einem Freund des Besitzers, der inzwischen aufgetaucht ist,
dass sich die Besitzer so eben getrennt haben. Sie ist davon, und
deshalb hat er Mittags schon zwei Flaschen Wein intuss. Also nimmt
sein Freund mein Geld entgegen. Ich mache mich auf den Weg Richtung
Marrakesh. Es geht schon bald über einen Bergpass. Die Aussicht ist
mal wieder himmlich. Aber es ist windig und hat nur 15 Grad. Nach den
Temperaturen in der Wüste scheint mir das saukalt. Das Bild ist
geprägt von roter, dann wieder sandfarbener Erde. Mal kahl, dann
wieder übersäht von diesen vielen kleinen Grasbüscheln, die aber
kein bisschen an der trockenen Umgebung ändern. Noch eine Kurve und
dann ist plötzlich im Tal alles saftig grün, überall wie
Reisterrassen. Hier setzen sich auch die sonst gut getarnten roten
Lehmhäuser deutlicher von ihrer Umgebung ab. Ich nehme einen alten
Mann mit, der am Straßenrand winkt. Mein erster männlicher
Hitchhiker. Er trägt einen großen mit wunderbar duftenden Gräsern
für Tee, wie ich später lernen soll. Und ich kann einfach nicht an
ihm vorbeifahren, während er sich den Berg hochquält. Ich nehme ihn
nur ein kurzes Stück mit und wir können uns kaum verständigen,
aber ich äußerst dankbar und küsst mir zum Abschied sogar die Hand
und bevor er aussteigt erlaubt er mir noch ein Foto von ihm zu
machen. Wie schade, dass ich nicht wenigsten mehr Französisch kann.
Der Pass erreicht eine Höhe von über 2200 Meter. Ich halte an einem
Restaurant und genehmige mir einen Tee. Wie auch schon an den anderen
Orten der Reise ist hier eben gerade nicht Saison und ich bin der
einzige Gast. Ein Verkäufer aus einem Souvenirshop neben an leistet
mir Gesellschaft und es kommt zu einem netten Gespräch. Unter
anderem erfahre ich, dass ich beim Kauf einer Teekanne auf das
Gewicht achten soll. Je schwerer umso langlebiger und besser. Und
ohne Verzierungen. Aber auch, dass Marokkaner, die aus der Stadt
kommen, durchaus auch Bergsteigen gehen. Ganz im Gegensatz zu
Menschen vom Land. Beflügelt von dem hinreissenden ersten Mitfahrer,
dem guten Gespräch beim Tee und der schönen Berglandschaft nehme
ich kurz nach meiner Teepause einen nächsten Anhalter mit. Ein
hübscher junger Mann, der leider auch kein Wort Englisch spricht. 2
km weit will er mitfahren und ich nehme ihn mit. Obwohl er kein Wort
Englisch spricht ist er sehr bemüht ins Gespräch zu kommen. Ich
erfahre, dass sein Bruder verheiratet ist, er jedoch nicht. Dass er
ein kleines Geschäft hat und dass er Barcelona Fan ist. Noch bevor
wir in seinem Ort ankommen lädt er mich ein, in seinem Geschäft
einen Tee zu trinken. Sein Bruder würde für uns Tee machen und ich
willige ein. Also parke ich meinen Land Rover an der Straße
gegenüber von seinem Geschäft. Er zeigt mir die vielleicht wenn
überhaupt zwei Quadratmeter große Küche mit einer Gasflasche. Von
dortaus gelangt man ins Geschäft. Das Geschäft hat vielleicht vier
Quadratmeter. Gegenüber dem Ausgang in die Küche ist eine Theke
über die verkauft wird. Die restlichen Wände sind komplett mit
Regalen verbaut. Auf diesem vier Quadratmetern gibt es praktisch
alles. Waschmittel. Seife. Speiseöl. Socken. Marmelade. Tomatenmark.
Kekse. Kaugummi. Die Verständigung ist sehr gebrochen, aber er ist
hinreissend. Über die Verkaufstheke werden Plastikstühle ins Innere
des Bauchladens geschafft, dass ich platz nehmen kann. Als nächsten
folgt ein Tisch. Er fragt ob ich Musik hören möchte, daraufhin wird
die Musik angemacht. Dann kocht der Bruder einen Tee. Herrlich. Hier
wird der Tee nicht mit Minze gemacht, sondern mit diesen
ausgezeichnet gut riechenden Kraut, das der alte Mann, den ich zuvor
mitgenommen habe gepflückt hat. Ausserdem bekomme ich Brot, Olivenöl
und Vacaqueri Käse. Auch zwei nachbarn gesellen sich dazu, so dass
die Gläser gar nicht reichen. Ach wenn ich doch wenigstens mehr
Französisch könnte. Ich werde gefragt ob ich Hunger habe und
eingeladen bei der Familie zu übernachten, was ich freundlich
ablehne und erkläre, dass ich doch heute noch nach Marrakesh wolle
und auch langsam los müsse. Und dann kommt wie im Reiseführer
erläutert das Austauschen der Adresse. Ja klar schreibe ich ihm
meine Adresse auf, und meine Telefonnummer, auch wenn die gemeinsame
Kommunikationssprache fehlt. Und natürlich bitte ich ihn im Gegenzug
mir seine Adresse aufzuschreiben und da wird’s richtig interessant.
Denn ich kann keine arabische Adresse aufschreiben, das hört sich
alles wie ein Zungenbrecher an. Und ich kann auch kein arabisch
lesen. Und er kann keine nichtarabischen Buchstaben schreiben. So
kommt ein Nachbar zuhilfe, der mir dann Lautschrift mäßig den
Namen von Adbssiim uns seine Adresse aufschreibt. Wenn Bayern wieder
gegen Barca spielt, dann telefonieren wir. Klar, wir können uns mit
Zeichensprache kaum unterhalten, das wird bestimmt ein gesprächiges
Telefonat, aber warum nicht. Ich will mich eigentlich shon auf den
Weg machen, da schaut auf einmal Kurt über die Theke in das Geschäft
rein. Ich kanns zuerst gar nicht glauben. Die Welt ist echt ein Dorf.
Und schon sitzt er mit im Geschäft, trinkt auch Tee und quatscht
fröhlich in gebrochenem Französisch drauflos. Tatjana wartet im
Auto und freue mich sie zu sehen und hole sie auch ins Geschäft.
Tatjana will weiter nach Marrakesh und mit Kurt ist plötzlich Party
angesagt. Er schafft es ruckzuck die zuvor äußerst höflich
Konversation dahin zu bringen wer mich heiraten will, und wieviel
Kamele sie denn für mich zahlen. Spätestens jetzt ist 100%ig klar,
dass ich noch heute weiter fahre. Es gibt noch eine ganze Serie
Erinnerungsfotos im Geschäft und vornedraußen und dann breche ich
mit Kurt und Tatjana auf um noch am selben Tag Marrakesh zu
erreichen. Es ist schon dunkel als wir nach einigen Kreisen um
Marrakesh und nachdem meine Blase fast platzt auf einem Luxus Camping
etwas außerhalb mit Pool und Wifi einlaufen. Endlich Wifi. Aber es
ist windig und ich friere. Mehr als die halbe Nacht verbringe ich
online im leeren Restaurant des Camping und lade Bilder hoch. Eine
Weile leistet mir Kurt Gesellschaft. Ich muss doch dem Weltbild
mancher Leute in Marokko gebe es kein Internet was entgegensetzen.
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Samstag, 8. Juni 2013
Tag 53. Dienstag. 21.5. Anhalter auf dem Bergpass von Ouarzazate nach Marrakesh
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