Montag, 3. Juni 2013

Tag 51. Sonntag. 19.5. Und weils so schön is immer noch Zagora

Heute weckt mich nicht einmal die Sonne. Als die zwei Mädls um 10 Uhr auftauchen bin ich noch gar nicht ganz fertig. Ein Päckchen Zucker hat sich im Landy verselbstständigt und klebt nun in allen Ecken. In der Werkstatt ist bisher erst der andere Abdul, Bruder von Abdul aufgetaucht. Er meint kein Problem, ich solle ruhig mit den Mädels losziehen. Und so fahren wir südlich aus Zagora raus. Ich glaube bis Tamegroute. Auf einem wunderschönen Campingsplatz treffen die beiden jemand wegen Papieren für die Association. Dann trinken wir Tee und essen marokkanisches Gebäck. Dann fahren wir weiter zu einer Töpferfabrik. Es gibt wunderschöne getöpferte Teller, Tajines, Aschenbecher in allen Regenbogenfarben, auch im traditionellen grün, und unglaublich schön verziert. Für Spottpreise. 30 DH für eine Tajine. Hätte ich einen Koffer auf dem Dach oder wäre zumindest auf dem Rückweg würde ich dem Shoppingwahn verfallen. So erkläre ich nur, dass ich leider nix kaufen kann, weil es auf der langen Reise kaputt gehen würde. Stattdessen besichtigen wir die Fabrik. Es gibt Drecklöcher in den der Ton hergestellt wird. Dann gibt es Hütten in denen noch recht junge Männer halb unter der Erde sitzen nud an Drehscheiben töpfern. Die fertigen Teile stehen in der Sonne zum trocknen. Und dann gibt es Brennöfen. Diese befinden sich in der Erde, und ich wäre selbst nicht darauf gekommen, dass das Brennöfen sind. Das untere Loch ist für das Feuer zum anschüren. Hinter der oberen Öffnung befinden sich die Töpferwaren die gebrannt werden. Zuvor gibt es auch noch eine Wanne mit blauer Farbe. Hier entsteht die Glasur, die dann beim Brennen grün wird. Aber da arbeitet gerade niemand. Wieder zurück im Laden werden meine und Hocines Hand noch mit Henna verziert. Die Werkstatt ruft zum wiederholten male an. Ich werde vermisst und so bringen sie mich zurück. Inzwischen ist auch Abdul da und wir machen eine Testfahrt zu den Melonenfeldern. Der Landy schnurrt wie ein Kätzchen. Nur in den Linkskurfen pfeift es etwas. Es ist Saison für die Ernte der Wassermelonen. Deshalb auch die vielen LKWs in Zagora. So dauert es nicht lange und auch wir bekommen auf einem der Felder eine Wassermelone. Wir fahren noch tanken und zur Bank. 16 Liter auf 100 km hat der Landy auf dem Weg von Merzouga nach Zagora verschlungen. Von der Testfahrt zurück mache ich mich daran für Abdul ein paar Fotos auszudrucken. Nachdem ich schon so eine nette Überraschung bekommen habe und die ganze Werkstatt zeugt davon, dass sie Fotos sammeln. Noch vor dem Essen begleiche ich meine Schulden. 6000 DH. Das ist ein Batzen Geld. Aber wie Abdul meint, es war auch viel Arbeit. Heute essen wir, wie ich glaube zur Feier des Tages, Fleischspiesse und Salat. Dannach baut Adbul noch meine linke Vorderbremse aus und schleift die Bremsbacken ab. Es ist schon zu spät um heute noch weit irgendwohin zu kommen, also ruft Mädels für mich an und sie kommen wieder vorbei. Diesmal fahren wir nördlich von Zagora nach Tissergate und besichtigen dort eine alte Kasbah mit Museum. Diesmal ist auch die dritte Frau aus der Association dabei. Smahan und ein Führer begleitet mich durch das Museum. Es gibt eine Reihe traditionellen Werkzeuge, Kleider, Brautkleider, Medikamente sowie Räume zu sehen. Durch meine Unwissenheit stelle ich ein paar blöde Fragen, weil mir oft nicht so klar ist was davon nun Vergangenheit ist und was auch heute noch verwendet wird. Immerhin lerne ich, dass sich eine marokkanische Braut heutzutage während der Hochzeitsfeier mehrfach umzieht. Sie sind ein bisschen enttäuscht, dass ich keine Fotos mache. Aber mache Dinge wirken auf dem Foto einfach nicht genauso interessant wie in echt. Dann fahren wir zu ihnen nach hause. Superspannend. Die Wände im Treppenhaus waren schon mit schönen Fliesen gekachelt. Ich würde mal sagen wir saßen im Wohnzimmer. Als wir ankamen hat die Mutter gerade auf einem Teppich kniend gebetet. Auch sonst ist der ganze Raum mit Teppichen ausgelegt und an der Wand gibt es eine Art Sofa aus vielen Sitzkissen. Zuhause entledigt sich auch Smahan ihres eng um den Kopf gebundenen Schleiers. Zum vorschein kommt eine modebewusste, sehr atraktive junge Frau mit halblangen Hosen und Tigerleggings. Obwohl sie nicht gerne kocht verschwindet sie in der Küche. Die Mutter filigrane Handarbeiten an einem hellbauen Kopftuch. Die ältere den beiden Schwestern sitzt auf dem Teppich und bringt ihren Sohn dazu einzuschlafen. Auch der Vater kommt nach Hause. Er trägt einen der hellen weiten Umhänge. Die Werkstatt vermisst mich schon wieder. Sie wollen Abendessen. Und ich muss erklären, dass Smahan bereits kocht und ich mit den Mädls essen werde. Dann kommt Samaha aus der Küche mit einer Tajine mit Nudeln. Ich esse gemeinsam mit den Schwestern und den Eltern. Alle essen aus der gleichen Tajine, aber im Gegensatz zur Werkstatt gibt es für jeden eine Gabel. Ich frage höflich ob ich ein Foto machen darf und Smahan ist es gar nicht recht ohne Schleier fotografiert zu werden, was ich natürlich akzeptiere. Aber ihre Schwester fängt an sie aufzuziehen und knippst wild drauflos. Die Werkstatt ruft wieder an und so bringen mich die Mädels nach dem Essen zurück. Es ist auch schon spät und am nächsten Tag will ich wirklich früh los. Abdul hat noch nicht gegessen und so leiste ich ihm auf der Dachterrasse Gesellschaft. Er bedauert, dass sie schon keine Ahnung was fürs Abendessen gekauft hatten, aber ich nicht aufgetaucht bin. Wir trinken noch ein Bier und es wird wieder spät. Er hat nochmal eine Überraschung auf Lager. Diesmal lädt er mich ein bei seiner Familie zuhause zu schlafen. So kommt es, dass mir seine Mutter um ein Uhr morgen noch einen Tee kocht. Ich stricke, damit die Mütze auf die schon mehr als einer der Brüder scharf ist noch fertig wird bevor ich abreise. Der zweite Abdul kommt herein und sofort steht ihre Schwester Samira auf und bringt auch ihm noch was zu essen. So ist die Rollenverteilung. Der andere Abdul und Samira gucken noch etwas Marokko sucht den Superstar bis die anderen sich verziehen und mir Samira auf den Teppichen mit zwei Wolldecken und einem Kissen ein Bett richtet. Auch sie schläft auf einer Wolldecke am Boden.

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