Mittwoch, 22. Mai 2013

Tag 42. Freitag. 10.5. Unterwegs nach Fes

Ganz so früh komme ich doch nicht los. Aber immerhin vor der größten Mittagshitze. Die Landschaft ist grün und bergig wie im Allgäu. An den Hängen sieht man allerdings den trockenen Sand. Auf der Straße fahren vorallem LKWs und Taxis. Andere Autos sieht man wenig. Am Straßenrand wird Porzellan und teilweise auch Stoffe verkauft. Die Frauen tragen Kopftücher. Die Männer lange weisse oder braune Umhänge mit Kaputze. Man sieht auch viele Esel. Manche stehen einfach am Straßenrand, andere kommen als Nutztiere zum Einsatz und sind schwer bepackt, aber sie werden auch geritten. Das Fotografieren während dem Autofahren ist schwierig, weil die zwar gute Straße dank zahlreicher Unebenheiten und Bodenwellen doch mehr Konzentration erfordert als in Europa. Ich möchte ja nicht ins Schleudern kommen. Der Empfehlung meines Reiseführers folgend, nehme ich Leute per Anhalter mit die auf ein Taxi warten. Männer traue ich mich noch nicht, und Frauen sieht man nicht soviele. Aber irgendwann kommt die Gelegenheit und eine ganz verschleierte Frau mit mit Schlitz für die Augen steigt bei mir ein. Ihre Mutter bleibt zurück und wartet auf ein Taxi, da ich leider nur einen Platz habe. Sie beherrscht keine Sprache, die auch ich beherrsche und Zeichensprache ist während dem Fahren eher ungünstig, so ist unsere Kommunikation etwas eingeschränkt. Ein paar Kilometer weiter lasse ich sie wieder aussteigen. Das Grün weicht trockenen Getreidefeldern. An der Straße laufen viele Schuljungen, keine Mädls. Alle halten sie den Daumen hoch und ich nehme zwei mit, die sich meinen Beifahrersitz teilen. Ganz schön weiten Schulweg haben die jeden Tag zu bewältigen. Dann halten mich ein paar freche kleine Kids an, die nur ein paar Bonbons oder zumindest Taschentücher möchten. Als ich Fes erreiche halte ich an einer Tankstelle um mich zu orientieren. Und schon habe ich einen Motorradfahrer, der mich zum Campingplatz bringen möchte. Wieso nicht, also fahre ich ihm nach. Wir fahren eine halbe Stunde durch die Gegend. Und dann will er 20 Euro und ich gebe ihm 20 Dirham. Das war eher ein Reinfall und der Campingplatz auch also fahre ich wieder in die Stadt und suche den Parkplatz in der Nähe der Medina. Ich bin mit Juan Carlos in seinem Hotel verabredet. Ich finde einen Parkplatz mit einem netten alten Herr, der ihn bewacht und ein netter Rastafari, den ich anspreche, lässt seine Mutter stehen und zeigt mir den Weg durch die Gassen der Medina zum Hotel. Das hätte ich alleine nie gefunden. Der Hotelportier öffnet mir sehr skeptisch die Tür. Es scheint die Begeisterung über den Frauenbesuch hält sich in Grenzen. Schon kommt Juan Carlos und wir verlassen das Hotel wieder um eine Kanadierin namens Karen zu treffen. Gemeinsam schlendern wir ziellos durch Medina und quatschen. Juan Carlos kommt aus Kolumbien, ist mit einer Italienierin verheiratet und verkauft Flugzeugbenzin, Karen arbeitet als Accountant. Als uns schon allen der Magen knurrt nehmen wir in einem Restaurant platz und essen Couscous. Anschliessend besuchen wir die Medersa, eine Koranschule. Ein Einheimischer zeigt uns zwei kleine Gerbereien in der Medina. Es ist Freitag und sehr ruhig. Unser Guide ist spitze und erklärt und alles was wir hören möchten. Normal arbeiten hier um die 200 Leute. Zuerst wird das Leder gewaschen. Dann gibt es weisse Becken mit Taubenscheisse, darin wird das Leder eingeweicht um es schön weich zu machen und vom Fell zu reinigen. Dann gibt es ein Wasserrad zum weiteren Säubern. Das nasse Lader neben dem Wasserrad gleicht eher nassen T-Shirts. Dann muss es trocknen. Und dann gibt es die Becken mit natürlichen Farben. Im Winter sind die Becken mit Farben unterm Dach und die weissen Becken mit Taubenscheisse draussen wegen dem Regen, der die Farben sonst verdünnen würde. Im Sommer ist es umgekehrt. Die Taubenscheisse wird alle 2 Wochen erneuert, die Farbe jede Woche. Nach unserer kleinen Tour stellt er uns noch seinen Cousin vor der ein Geschäft hat in dem unter anderem die aus Leder gefertigten so genannten marrokkanischen Adidas verkauft werden. Auch eine Reihe Parfums und Düfte fürs Hammam werden uns noch gezeigt bevor wir uns auf den Rückweg zum Riad Hotel machen und auf der Dachterrasse die weiteren Reisepläne schmieden. Ganz schön kompliziert drei Ideen unter einen Hut zu kriegen, da muss viel besprochen werden. Wir werden den nächsten Tag noch gemeinsam in Fes verbringen, dann fahren die anderen beiden mit dem Nachtbus in die Wüste. Da bin ich raus, das ist für mich die falsche Richtung. Ich begleite sie aber noch zum Busbahnhof, der mich sehr an Brasilien erinnert. Wir informieren uns über die Verbindungen am nächsten Tag und dann mache ich mich auf den Weg zum Camping, der vom Reiseführer empfohlen wird. Es wird schon dunkel und kühlt etwas ab und die Stadt lebt. In dem neuen Teil der Stadt sind alle Restaurants und Strassencafes voll und die Promenade ist voller Menschen. Auch Kinder. Am Campingplatz muss ich erst mal an einem charmanten leicht aufdringlichen Portier vorbei und dann sehe die die 4 Kerle aus Chefchaouen mit den auffälligen Autos. Es stellt sich heraus sie sind Österreicher aus dem Stubaital mit einem neuem Landy und einem Pinzgauer. Roland, Armin, Andre und Marco sind ganz gut drauf und so geselle ich mich nach einer Dusche zu ihnen und lausche früheren Reisegeschichten und wir zeigen uns gegenseitig unsere Autos. Es wird spät.

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