Dienstag, 25. Juni 2013

Tag 67. Dienstag. 4.6. Endlich beim Mechaniker in Agadir

Es ist schon wieder spät als ich aufwache. Die Wolken hängen tief und die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Man kann die Tropfen in der Luft förmlich spüren. Noch ein Telefonat mit dem ADAC in Agadir und ich weiss wo ich hin will. Bis ich loskomme ist es schon fast Mittag. Ich finde mein Ziel schnell und so komme ich Mittags dort an. Keiner da. Also hole ich mir erst mal zwei Brote und mache auch Mittag. Dann hat auch die Werkstatt wieder offen. Einmal links lenken, einmal rechts lenken. Urteil: An der Achse fehlt sich nichts. Mein Blinker wird ruckzuck wieder zum Laufen gebracht und im Laufe des Nachmittags wird auch ein Öl- und ein Kraftstofffilter aufgetrieben und das Motoröl gewechselt. Ich bin baff. Fast 100 Euro für 10 Liter Qualitätsöl, 20 Euro für die 2 Filter, 3 Euro für Bremsflüssigkeit, aber nur 10 Euro für die Arbeit, davon 3 Euro für den Elektriker, der den Blinker in Ordnung gebracht hat. Danach macht der Chef mit mir eine Probefahrt und kritisiert, dass der Motor zu wenig Power hat und Geräusche macht und in keinem guten Zustand sei. Ich müsse unbedingt noch die Einspritzdüsen in Ordnung bringen lassen bevor ich weiter fahre, das wäre nur einen Tag Arbeit. Wenn ich doch nur wüsste, wann man einem Mechaniker glauben darf und wann nicht. Ja der Motor zieht bei niedriger Drehzahl nicht gut, und im kalten Zustand schon gar nicht, aber erstens war das schon immer so und zweitens glaube ich Abdul hätte das vor zwei Wochen bemerkt und mich daraufhingewiesen, wenn dem so wäre. Also bleibe ich skeptisch. Zumal mir der Chef kurze Zeit vorher schon gesagt hat man müsse etwas unbedingt richten, denn es wäre nicht normal, dass die Kupplungsflüssgkeit verloren geht. Während mir sein eigener Mechaniker gesagt hat, das wäre kein Problem. Ich solle nur drauf achten immer mal wieder nachzufüllen. Dann fahre ich erst mal zum Strand. Dort rufe ich Abdul an. Erstens um ihm mitzuteilen, dass der Elektriker in Zagora ganz schon teuer ist mit ca. 50 Euro fürs Zündschloss während ich für den Blinker in Agadir bei ähnlichem Aufwand und ausgebautem Lenkrad nur 3 Euro zahlen musste. Er verteidigt sich sofort, dass sie insgesamt viel Arbeit hatten und der Preis dafür gut war und dass sein Elektriker normal Freitags nicht arbeitet und extra nur wegen mir am heiligen Freitag eine Ausnahme gemacht hat. Ich muss herrlich darüber lachen wie er sich verteidigt. Dann sage ich ihm dass ich ihm vertraue und frage ich ihn nach seiner Meinung zu dem Komentar über meinen Motor. Er bestätigt meine Zweifel und sagt der Typ will sich nur Arbeit an Land ziehen. Aber natürlich soll ich nach Zagora kommen, dann können sie das Auto nochmal ganz durchchecken um sicherzugehen dass alles ok ist. Ach ja und Mauretanien ist alleine zu gefährlich, aber in zwei Wochen könnten wir uns ja in Essaouira auf einem Festival treffen. Amüsiert über das Gespräch schlendere ich bis zum Ende der Strandpromenade. Agadir ist anders als andere marokkanische Städte. Westlicher? Sauber. Ruhig und belebt gleichzeitig. Offen. Nicht hektisch. Nicht lästig. Natürlich gibt es auch verschleierte Frauen. Aber die Kopftücher scheinen weniger als anderswo. Die Männer weniger aufdringlich. Aber kaum mache ich kehrt und schlendere wieder zurück, schon komme ich in die Gesellschaft eines Surflehrers. Er spricht gut Englisch und seine Gesellschaft ist angenehm also laufe ich mit ihm bis ans andere Ende der Promenade und lasse mich sogar für einen Drink begeistern. Mal wieder erkärt mir jemand ich sehe aus wie ein Hippie. Kein nerviger Dackelblick. Stattdessen zeigt er mir Fotos von seiner Surfschule und fragt danach was ich für Musik höre. Ich lerne, dass man in Marokko (zumindest in Agadir) immer nur zwei Dirham Parkgebühr zahlt und er erklärt mir noch wo ich hin muss. Und Barka hatte recht, der Carrefour in der Hassan I Street in Dakha ist wirklich leicht zu finden. Barka habe ich über Couchsurfing kennengelernt und ich bin schon echt gespannt, weil es selten ist eine Marokkanerin zu finden, die das macht. Und wie erwartet, Barka ist einmalig. Und weil das anscheinend noch nicht genug Eindrücke für einen Tag waren, stellt sich das Marokkobild, das ich mir in den letzten Wochen gemacht habe, durch diese Begegnung innerhalb von wenigen Minuten einmal auf den Kopf. Sie ist 36. Lebt alleine. Und ist in ihrer Freizeit begeisterte Surferin. Ebenso begeisterte Couchsurferin. Das ist für Europa vielleicht ganz normal. Aber für Marokko ist das zumindest anhand meiner Eindrücke der letzten vier Wochen etwas das es nicht gibt. Das ist in der Gesellschaft nicht vorgesehen. Ich komme aus dem Staunen und dem Fragen gar nicht mehr heraus und frage der armen Barka Löcher in den Bauch. Und sie antwortet mir freundlich während wir leckeren Salat mit Bohnen und Hühnchenleisch essen, das sie gekocht hat.

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